Mittwoch, 24. September 2008

Kleinstadtwartezimmer

Da musst' ich mir doch gleich heute einen neuen Hausarzt suchen. Somit blätterte ich die Gelben Seiten ( ja ja, die hab' ich schon) durch und rief den einen oder anderen Doc. an. Ihr werdet es nicht glauben, aber so einfach ist das nicht. In Berlin war das so: hingehen, Karte geben, warten, drankommen, gehen.
In Wernigerode ist das so: anrufen, abgewiesen werden, weil angeblich schon voll und keine Patienten mehr aufgenommen werden dürfen, den nächsten anrufen, dass gleiche, den nächsten anrufen....dann Glück!

Nachdem ich mit der netten Arzthelferin am Telefon plauderte und diese mir erzählte, dass es gaaanz gaaaanz lange dauern würde, machte ich mich auf den Weg. Eine Allgemeinmedizinerin mit dem Schwerpunkt Diabetes (sicher nur alte Leute hier, dachte ich mir).
Naja endlich angekommen gab ich meine Chipkarte (leider noch mit Wohnort Berlin) der Schwester, zahlte die nervigen 10€ und setzte mich ins Wartezimmer (mit tatsächlich alten Leuten).
Ich fühlte mich plötzlich gar nicht mehr krank.
Vertiefte mich in eine Zeitschrift und wollte nichts hören!
Dann kam er, ein Opa so um die 75 Jahre, grüßte erst alle und dann sah er Horst, der ebenfalls ein Opa Mitte 70 war. Der Opa und Horst hatten sich lange nicht gesehen, zuletzt vor ein paar Wochen....und das hier: in der Praxis!
Ich wollte weghören! Ich schwöre! Horst klagte, dass sein Zucker schon wieder schlimmer geworden sei und das er sich nun mehrmals am Tag spritzen müsse. Der Opa konnte dies bestätigen, denn er hatte das schon länger, bei ihm sei alles aber viel schlimmer, denn er müsse sich spritzen und habe jetzt auch noch was an den Füßen (da habe ich intensiv weggehört).
Auf einmal meldete sich eine Oma zu Wort, diese nämlich kenne genau diese Probleme und müsse auf so viel achten, dass glaubt ihr niemand und keiner kann sich vorstellen wie schlimm doch alles sei.
Die drei unterhielten sich lautstark (sicher waren auch noch alle Drei auf Grund des Diabetes taub) und schauten mich dabei stets vorwurfsvoll an.
Nein, ich bin noch keine 70, habe keinen Diabetes, höre noch verdammt gut, geh noch in Clubs, habe Spass und .....
Frau ........ bitte in Sprechzimmer 2 ERLÖSUNG!
Im Sprechzimmer ging es alles schnell, junge Ärztin - Widererwarten, abhören, Fieber messen, Rezept ausstellen fertig.

Ich will so schnell nicht wieder krank werden - in der Kleinstadt -

4 Kommentare:

  1. So, dann kannste dir ja vorstellen, wie es mir immer geht, wenn ich monatlich zum Arzt muss. Und ich leb im Dorf!!!! *lol* Da trifft man Leute, die man das ganze Jahr nicht sieht:) Reiner Stammtisch!!

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  2. Ich glaub, ich hätte deren Blicke noch viel vorwurfsvoller erwidert, weil das einzige Thema, worüber sie sich noch unterhalten können, ihre Krankheiten sind!
    Gejammer³..

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  3. Arzttermine auf dem Land sind ein Klassiker. ;D Ich persönlich mag das verstörende Potential ja irgendwie - was ich da schon für Inspirationsanfälle hatte... *g*

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  4. Wie es scheint kann ja doch die eine oder andere von Euch nachfühlen wie es hier so ist.

    Fuchsi: in welche Richtung gingen denn die I-anfälle??? ;-)

    Meyeah: wie machst du nur dieses hoch drei??? (muss ich auch können)

    Daniela: warst du mal aus dem Dorf raus?

    so ihr lieben, ich schau heute abend, da D. einen Männerabend macht (ja er kennt schon Menschen gleichen Alters), ein paar alte Folgen Sex and the City...

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...liebst* Eve